Unser Dachverband

"Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. - ISL ist die Dachorganisation der Zentren für Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen. Der Verein wurde 1990 von behinderten Frauen und Männern in Erlangen gegründet. Die Leitideen der ISL sind Selbstbestimmung – Selbstvertretung – Inklusion – Empowerment!"

Geschichte Selbstbestimmt-Leben-Bewegung

Der Ursprung der Selbstbestimmt - Leben - Bewegung liegt in den USA. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass Menschen mit Behinderungen nicht mehr länger bevormundet, betreut, diskriminiert und in betreute Einrichtungen und Anstalten abgeschoben werden wollten. Weltweit erhoben sich behinderte Menschen, um sich aus der Abhängigkeit der Wohlfahrt zu lösen. Sie zeigten anschaulich durch ihr eigenes Beispiel und Engagement, dass eine Behinderung kein Hindernis für eine selbstbestimmte und eigenständige Lebensführung ist.

Das Jahr 1962 steht für den Beginn und Ursprung der weltweiten Behindertenbewegung in den USA. Bei der Vertretung ihrer eigenen Interessen wurden behinderte Menschen durch die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner*innen und auch durch Student*innen unterstützt und motiviert. Nach und nach erkannten immer mehr behinderte Bürger*innen, dass viele Schwierigkeiten das Resultat der gesellschaftlichen Diskriminierungen waren. Diese wollten sie nicht länger akzeptieren und hinnehmen.

So entstand 1972 das erste “Center for Independent Living” - CIL (Zentrum für ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen) in den USA mit dem Angebot des “Peer Counseling”. Das heißt, hier wurden behinderte Ratsuchende erstmalig von ebenfalls behinderten Menschen beraten und unterstützt.

Der organisierte Zusammenschluss vieler behinderter Menschen verstärkte den Druck auf die US-Regierung.. Entscheidend waren staatliche Förderprogramme, so dass im ganzen Land bis heute über 300 Zentren für selbstbestimmtes Leben aufgebaut werden konnten, die alle maßgeblich von behinderten Menschen geprägt werden nach dem Vorbild des ersten CIL.


Ursprung der deutschen Selbstbestimmt Leben Bewegung

In Deutschland setzte diese Bewegung mit einiger Verzögerung ein. Die ersten Initiativen von behinderten Menschen hatten weniger politische Inhalte, vielmehr beschäftigten sich diese mit Sport- und Freizeitaktivitäten. Erst Mitte der siebziger Jahre bekam die Bewegung verstärkt einen politischen Charakter. Mit dem “Krüppeltribunal” fand 1981 ein erster Höhepunkt der deutschen Behindertenbewegung statt. Aus ganz Deutschland kamen behinderte Menschen in Düsseldorf zusammen, um ihre alltäglichen Diskriminierungen und menschenunwürdige Erfahrungen öffentlich zu machen. 1986 wurde schließlich das erste Zentrum für Selbstbestimmtes Leben in Bremen gegründet.

Selbstbestimmtes Leben ist nach den Kriterien dieser Bürgerrechtsbewegung die “Kontrolle über das eigene Leben, die auf der Wahl von akzeptablen Möglichkeiten basiert”. In dieser Begriffsbestimmung sind einige (Heraus-)Forderungen sowohl an die Behindertenarbeit und -politik als auch an die behinderten Menschen selbst enthalten. Diese schlagen sich in den folgenden sechs Grundsätzen der internationalen Selbstbestimmt Leben Bewegung nieder:

  • Anti-Diskriminierung und Gleichstellungsgesetze für behinderte Menschen.
  • Entmedizinisierung von Behinderung
  • Nicht-Aussonderung und größtmögliche Integration in das Leben der Gemeinde
  • Größtmögliche Kontrolle über die eigenen Organisationen
  • Größtmögliche Kontrolle über die Dienstleistungen für Behinderte
  • Peer Counseling und Peer Support als Schlüssel zur Ermächtigung Behinderter

ISL stellt sich vor

Unser Dachverband setzt sich ein

  • für die Realisierung aller Menschenrechte behinderter Frauen und Männer
  • für ein selbstbestimmtes Leben für alle Menschen mit Behinderungen
  • für eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in allen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft
  • für die Realisierung des Grundsatzes „Nichts über uns ohne uns!“
  • für eine gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen

Mit den Methoden des „Peer Support“ und „Peer Counseling“ stärken wir einzelne Menschen mit Behinderungen im Sinne des Empowerments, damit sie Zugang zu ihren eigenen Stärken und Ressourcen bekommen und ihr Leben selbstbestimmt gestalten können.

Durch politische Interessenvertretung, Gremien- und Lobbyarbeit versuchen wir einerseits, die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass behinderte Frauen und Männer gleichberechtigt teilhaben können. Andererseits dienen diese Aktivitäten auch der Bewusstseinsbildung, damit Menschen mit Behinderungen immer häufiger und immer selbstverständlicher als Bereicherung der Gesellschaft betrachtet werden.

Wir tragen dazu bei, die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland mit Leben zu erfüllen und engagieren uns für Inklusion in allen Lebensbereichen. Die persönliche Assistenz, die inklusive Bildung und die berufliche Teilhabe bilden dabei unsere derzeitigen thematischen Schwerpunkte.

Mehr Infos zur ISL erhalten Sie unter www.isl-ev.de.

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Quelle: Die Inhalte zur Geschichte der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung und der Selbstdarstellung unseres Dachverbands wurden am 22.03.2023 von www.isl-ev.de übernommen.