Wendo – der Weg der Frauen – ist Selbstverteidigung und Selbstbehauptung für Frauen und Mädchen. Der Name ist eine Kombination aus „wen“, einer Abkürzung des englischen Wortes für Frauen (women) und „do“, japanisch für Weg. Es handelt sich dabei nicht um eine Kampfsportart, sondern um eine präventive Maßnahme zum Schutz vor Gewalt.
Der Kurs wurde von KOBRA – der Koordinations- und Beratungsstelle für Frauen und Mädchen mit Behinderungen in Rheinland-Pfalz organisiert und von der Wendo-Trainerin Anke Thomasky durchgeführt.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es auch schon direkt los. Anke Thomasky erinnerte uns an die wichtigsten Prinzipien aus dem Grundkurs: wie wichtig es ist, die eigene Stimme laut und deutlich einzusetzen; klar zu kommunizieren, was man nicht möchte und wie man notfalls Personen auf Abstand hält oder sich gar verteidigt. Wir übten verschiedene Abwehrstrategien wie Faustschläge und Tritte zusammen mit einer Partnerin, um die Übungen direkt zu verinnerlichen.
Besonderes Highlight waren wie immer die Rollenspiele, die zwischendurch immer wieder die Atmosphäre auflockerten und die Solidarität innerhalb der Gruppe stärkten. Eine von uns spielte dabei einen Mann, der immer wieder blöde Bemerkungen machte oder sich übergriffig verhielt, während eine andere Teilnehmerin des Kurses demonstrierte, wie man sich als Frau in einer solchen Situation verhalten und zur Wehr setzen könnte. Manchmal sollten auch die anderen als unbeteiligte Beobachter aktiv werden und die Frau in der unangenehmen Situation unterstützen.
Anders als im Grundkurs zeigte uns Anke Thomasky auch, wie wir jemanden mit einem Messer abwehren können, ohne uns dabei in Gefahr zu bringen. Das hatten sich die Frauen vielfach gewünscht und es kamen sehr viele Nachfragen hierzu. Die Trainerin erklärte uns, dass ein Angreifer mit einem Messer meist viel unsicherer ist als jemand ohne Waffe und dass man gar nicht so große Angst vor einem Messer zu haben braucht, da dieses nur selten direkt zu lebensgefährlichen Verletzungen führt. Wir übten sowohl die Messerabwehr mit der Hand, wobei wir die Hand mit dem Messer von uns wegschlugen als auch einen Tritt, um dem Gegenüber das Messer aus der Hand zu treten.
Alles in allem war es wieder ein sehr intensiver und spannender Kurs, aus dem die Frauen sehr viel mitnehmen konnten. Alle gingen mit einem deutlich sicheren Gefühl nach Hause. Innerhalb der Gruppe entwickelte sich sehr schnell eine tolle Gemeinschaft und Solidarität. Die Frauen stärkten sich gegenseitig und gingen sehr wertschätzend miteinander um.
Besonders toll war die Inklusivität des Kurses. Anke Thomasky erklärte uns, dass jeder sich auf seine Weise wehren und verteidigen kann, egal welche körperlichen Einschränkungen man hat. Sie zeigte z. B. einer Teilnehmerin im Rollstuhl, wie sie auch diesen als Waffe und zur Selbstverteidigung einsetzen kann. Am Ende wünschten sich alle Frauen einstimmig einen weiteren Wendo-Kurs, um das Gelernte immer wieder aufzufrischen und die stärkende Gemeinschaft in der Gruppe zu spüren.
Von Nina Becker